Liebe Pflegefamilien,
Sie haben ihr(e) Kind(er) eine lange Zeit begleitet, betreut, erzogen, beraten.
Irgendwann werden sie volljährig, sind junge Erwachsene und wollen ihren eigenen Weg gehen. Der Übergang in die Selbstständigkeit steht bevor.
Ein Schritt, der rechtzeitig, unterstützend und gut für die und mit den Jugendlichen vorbereitet werden muss. Denn vielen der sogenannten Cearleaver*innen, die zuvor in Einrichtungen bzw. in einer Pflegefamilie wohnten, fällt dieser Schritt sehr schwer und ist mit hohen Anforderungen an sie verbunden.
Wissenschaftlich ist erwiesen, dass diese jungen Menschen oft Nachteile erfahren durch eingeschränkte Zugänge zu Bildungsangeboten, viele schaffen den Einstieg in das Berufsleben nicht, erhalten daraufhin Drittleistungen und sind somit von Armut, Schulden und oftmals auch von Obdachlosigkeit betroffen.
Straffälligkeiten und Vereinsamung sind weitere Folgen der nicht gut vorbereiteten Verselbstständigung oder sie gründen zeitig eine eigene Familie, für welche sie dann nicht ausreichend sorgen können.
Ganz wichtig in Richtung selbstständiges Wohnen ihrer Schützlinge und deren Schutz vor Benachteiligung ist eine durchdachte Vorbereitung und Übergangsbegleitung darauf sowie die Nachbetreuung durch das vorhandene Netzwerk so lange, bis das eigenständige Handeln und Zurechtkommen gesichert ist. Dazu gehört auch die Partizipation der jungen Erwachsenen, welche in den Hilfeplangesprächen und -plänen berücksichtigt werden muss.
Careleaver*innen brauchen weiterhin Anlaufstellen, die ihnen hilfreich zur Seite stehen, sei es beratend oder begleitend. Auch muss im Vorfeld unbedingt abgeklärt werden, wer welche Kosten übernimmt, um die finanzielle Versorgung abzusichern. Bis dahin muss das Jugendamt Leistungen übernehmen.
Sie merken schon, liebe Pflegeeltern, dass viele Dinge beachtet, durchdacht, organisiert und berücksichtigt werden müssen. Deshalb ist es wichtig, früh mit der Planung anzufangen. Nutzen Sie dafür ihr Netzwerk, ihre Ansprechpartner, denn das sind Fachleute, die sie mit wichtigen Informationen versorgen können und ihrem/n Pflegekind/ern den Weg in ein selbstständiges Leben gut mit ebnen können.
Weitere Informationen erhalten Sie auch über ihr zuständiges Jugendamt, den Pflegeelternvereinen und dem Landesverband für Pflege- und Adoptiveltern Sachsen-Anhalt.
Das Fachzentrum für Pflegekinderwesen bietet zu diesem Thema auch eine regelmäßig wiederkehrende Weiterbildung an: „Volljährig und dann?“
Wenn Sie daran Interesse haben oder auch nur Fragen zum Thema, dann können Sie sich gern an uns wenden.